Weil Flair unbezahlbar ist
Bonner Plätze und Straßen – Teil 8
Remigiusstraße, Sternstraße, Wenzelgasse und Poststraße – die Haupteinkaufsstraßen der Bonner Innenstadt ziehen bis zu 7000 Passanten pro Stunde an. Hier scheint es (fast) alles zu geben, was das Kundenherz anspricht. Lokale Einzelhändler aber auch Ketten nationaler und internationaler Unternehmen sind vertreten.
Vor zwei Jahrhunderten sah die Remigiusstraße allerdings noch ganz anders aus. Auf dem Remigiusplatz stand bis 1806 die Kirche der größten Bonner Pfarrei, auf deren Orgel schon Ludwig van Beethoven als Kind gespielt hat. Zudem befanden sich an der Straße, die heute zwischen Münsterplatz und Acherstraße verläuft, drei Klöster. Und auch ein Krankenhaus existierte „An St. Remigii“, wie die Straße damals hieß. Um 1850 wurden die ersten fünf Geschäfte auf dem einstigen religiösen Areal gezählt: Ein Gewürzhandel, ein Tabakladen sowie eine Eisenwarenhandlung, eine Tuchhandlung mit Versicherungsagentur und eine Metzgerei legten vor mehr als 160 Jahren die Basis für das heutige Aussehen der Remigiusstraße. Und die Ansiedlung von Geschäften ging weiter. 1887 eröffnete die Buchdruckerei Joseph Franz Carthaus ein Schreibwarenladen, nach der Jahrhundertwende kamen die ersten drei Kaufhäuser in die Straße. 1901 etwa das Kaufhaus Tietz – der Vorläufer des heutigen Kaufhofs. Daneben fanden sich noch ein Waren- und Seidenhaus sowie ein Heimwerkermarkt ein.
Nein, die Sternstraße hat ihren Namen nicht von massereichen, selbstleuchtenden Gaskugeln, die uns viele Lichtjahre entfernt die Nacht erhellen. In der Straße, die vom Marktplatz in die Budapester Straße läuft, waren schon vor dem 19. Jahrhundert sieben Bäckereien zu finden. Da Pisterna die lateinische Bezeichnung des Bäckerwesens ist, hieß der Abschnitt in der Bonner Innenstadt lange Zeit Pisternenstraße. Doch aufgrund seiner Länge ist der Name 1761 auf Sternstraße verkürzt worden. Außerhalb der Bäckereien gab es hier kaum Handel. In den kleinen Häuschen lebten die Bewohner wie eine große Familie. Es gab keinen Unterschied zwischen Verwandtschaft und Freundschaft. Frauen etwa redeten sich noch bis ins hohe Alter mit Lieschen und Kathrinchen an. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sind die Bürgerhäuser zu Geschäftshäusern umgestaltet worden. Die größeren fünfstöckigen Bauten in Marktnähe haben teilweise Jugendstilfassaden, Richtung Westen sind kleinere Häuser mit drei Geschossen und nur vier bis sechs Metern Breite zu finden. Allerdings reichen die Häuser weit in die Tiefe.
Auch die Wenzelgasse ist nach der vorherrschenden Kaufmannszunft benannt worden. Hier waren die Metzger (Wenster) in einer hohen Dichte vertreten. Schon im Mittelalter gehörte die heutige Zone zwischen Markt und dem Bertha-von-Suttner-Platz neben der Sternstraße zu den am dichtesten bebauten Straßen. Ab dem 14. Jahrhundert lebten die Mönche von Himmerod bis 1794 hier in einem Hof. Auch ein Friedensgericht war in der Gasse zu finden, wo teilweise kuriose Fälle dem Richter Gottfried Moll vorgelegt wurden. „Was habt ihr gemacht?“, fragte er sie. Der Erste antwortete: „Ich habe den Stein in den Rhein geworfen.“ „Das ist nicht verboten – du bist freigesprochen“ – so der Richter. „Ich habe meinem Freund nur geholfen, den Stein in den Rhein zu werfen“, sagte der zweite Angeklagte. Natürlich gab es auch hier Freispruch. Als Moll den dritten Jungen fragte, antwortete dieser: „Ich bin Friedrich Stein.“ Wegen zwei günstigen Kaufhäusern entwickelte sich die Wenzelgasse vor dem Zweiten Weltkrieg zu einer beliebten Einkaufsstraße. Noch heute ist das Haus der Musik hier zugegen, wo viele Bonner in den 1930er Jahren ihren Volksempfänger für fünf Mark pro Monat abbezahlten.
Eine der jüngsten Straßen in der Bonner Innenstadt ist die Poststraße. Erst im Jahre 1893 ist sie fertig gestellt worden. Bis dahin gab es keine direkte Verbindung zwischen dem Hauptbahnhof, der schon seit 1844 existierte, und der City. Die Bürger mussten bis dahin über den Kaiserplatz einen großen Bogen machen oder nahmen den beschwerlichen „Schipka-Pass“ in der Sürst in Kauf. 1885 richteten 800 Leute eine Petition an den Stadtrat, ein Jahr später begannen die Bauarbeiten, für die allerdings eine Gaststätte gegenüber vom Bahnhof abgerissen werden musste. Da ihr Besitzer, die Universität, mit dem zunächst geschätzten Preis nicht einverstanden war, wurde der „Knabengarten“ für 140 000 Mark versteigert – knapp 30 000 davon kamen von den Bürgern. Zunächst konnte sie nur bis zur Sürst gebaut werden, weil ab da erst noch weitere Parzellen und Häuser gekauft werden mussten. Unmittelbar nach der Fertigstellung gab es eine rege Bautätigkeit mit Geschäftshäusern. Zigarren, Frisör, Konditorei, Blumen, Kaffee, Printen und Uhren konnten um die Jahrhundertwende schon erstanden werden. Die Poststraße heißt so, weil sie den Bahnhof mit der Post auf dem Münsterplatz verbindet.
Während der Sommerferien stellt city-marketing bonn e.V. auf seiner Homepage die wichtigsten Plätze und Straßen der Bonner Innenstadt vor. Teil neun der Reihe befasst sich mit der Friedrichstraße, der Acherstraße und der Bonngasse.
Bisherige Portraits gingen um den Remigius- und Bischofsplatz, den Bottlerplatz, den Kaiserplatz, den Friedensplatz, den Bertha-von-Suttner-Platz, den Marktplatz und den Münsterplatz.
Folgende city-marketing-bonn-e.V.-Mitglieder haben ihr Unternehmen in der Remigiusstraße und setzen sich für die Bonner Innenstadt ein:
Galeria Kaufhof, Remigiusstraße 20-24
JF Carthaus, Remigiusstraße 16
ModeCafé, Remigiusstraße 13
SinnLeffers, Remigiusstraße 13
Stadtbrotbäcker Rott, Remigiusstraße 20
Folgende city-marketing-bonn-e.V.-Mitglieder haben ihr Unternehmen in der Sternstraße und setzen sich für die Bonner Innenstadt ein:
Currywurst forever, Sternstraße 45
Dancker-der Optiker, Sternstraße 24-26
Douglas, Sternstraße 54
Juwelier Oliver Hoffmann, Sternstraße 42
Juwelier Thomas Kersting, Sternstraße 38
Kröber Hören und Sehen, Sternstraße 73
Landgraf, Sternstraße 46
NetCologne, Sternstraße 47
Schwaeppe, Sternstraße 29-31
Touissant, Sternstraße 68
Folgende city-marketing-bonn-e.V.-Mitglieder haben ihr Unternehmen in der Wenzelgasse und setzen sich für die Bonner Innenstadt ein:
Feldmann Optic, Wenzelgasse 16
Leo´s Jeans, Wenzelgasse 20
Robert Ley classic, Wenzelgasse 8
Robert Ley Modern Man and Modern Woman, Wenzelgasse 24-26
Robert Ley Woman, Wenzelgasse 11
Sportpartner, Wenzelgasse 25
Folgende city-marketing-bonn-e.V.-Mitglieder haben Ihr Unternehmen in der Poststraße und setzen sich für die Bonner Innenstadt ein:
AppelrathCüpper, Poststraße 26
Karstadt Warenhaus, Poststraße 23
McDonalds, Poststraße 12