Weil Flair unbezahlbar ist
Fassade erstrahlt in neuem Glanz - Telekom ließ fünf verschiedene
Motive aufhängen
Fast ein Jahr lang war Bonns Altes Rathaus hinter phantasievoll gestalteten Planen verborgen, jetzt strahlt die vertraute Fassade in neuem Glanz. Gerüst und Verhüllungen sind verschwunden, im Inneren wird mit Hochdruck an der Fertigstellung gearbeitet. Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch dankte der Telekom dafür, dass sie die Baustelle zu einem der meistfotografierten Objekte der Stadt gemacht hat: "Ob die "langen Kerls" der Telekom, das Fußballstadion, das Puzzle, das Knusperhaus oder zuletzt die Pappnas‘: Das waren echte Hingucker, die allen viel Freude gemacht haben." Was die Telekom am Brandenburger Tor in Berlin mit Augenzwinkern und Humor vorgemacht habe, habe in Bonn am Alten Rathaus seine Fortsetzung gefunden. Telekom-Finanzvorstand Timotheus Höttges sagte: "Wir freuen uns über die Begeisterung, die dieses Projekt bei den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt hervorgerufen hat. Es symbolisiert unsere Verbundenheit mit unserer Stadt. Alle Verhüllungen waren schön und einfallsreich, doch unser Rathaus im Original ist doch am schönsten."
Nimptsch dankte allen Beteiligten, darunter Bezirksbürgermeister Helmut Kollig und seinem Stellvertreter Arno Hospes, dass diese "wunderbare Aktion möglich wurde". Die Pappnas‘ bekommt übrigens der Festausschuss Bonner Karneval. Präsidentin Marlies Stockhorst war deshalb bei der Abnahme dabei.
Nachdem die letzten Hüllen gefallen sind, zeigt sich Bonns "Gute Stube" in bekannter, nun frisch renovierter Weise: Rosa und Grau wie gewohnt. Diese Farbgebung stammt aus der Nachkriegszeit. Ursprünglich war das Mauerwerk in einem warmen Ocker gestrichen, die Zierelemente in hellem Grau. Für die Vorkriegszeit ist ein weiß-grauer Anstrich nachgewiesen. Die Ursache für den Farbwechsel hin zu Rosa und Blaugrau lässt sich allerdings nicht mehr nachvollziehen.
Bei der Sanierung der Fassade Ende der 80er-Jahre gab es eine intensive Diskussion über die Farbgebung: Der Landeskonservator sprach sich für Ocker aus. Ein von der Politik initiiertes Hearing bei einer Sitzung des Ausschusses für Bauplanung und Denkmalschutz ergab allerdings ein klares Votum für das vertraute Rosa. Dadurch wollte man damals wohl vermeiden, das Rathaus optisch zu sehr mit dem Schloss in Verbindung zu bringen.
Mit dem Abbau des Gerüsts sind die Fassadenarbeiten oberhalb des Sockelgeschosses abgeschlossen. Der Anstrich sowie die Natursteinarbeiten am Sockel werden jetzt fortgesetzt. Auch im Innenhof des Alten Rathauses wird das Gerüst abgebaut.
Die Renovierung der äußeren Hülle des Alten Rathauses hat rund 1,1 Mio Euro gekostet, wobei die größten Posten auf Fenster und Türen (460 000 Euro) sowie Dacheindeckung einschließlich der Dämmung (490 000 Euro) entfielen. Die Restaurierung des Uhrwerks schlug mit 5000 Euro zu Buche. Stuck- und Malerarbeiten an Wappen und rund um die Uhr sowie die Vergoldung vor allem der Krone wurden vom Verein Altes Rathaus finanziert.
Im Inneren des Gebäudes gehen die Ausbauarbeiten weiter. Dazu gehören die Installation der haustechnischen Gewerke, Naturstein- und Parkettarbeiten, Trocken- und Akustikputz, Fliesen und Malerarbeiten. Erste Bewährungsprobe für das Repräsentationsgeschoss ist die Erstürmung durch die Bonner Narren am 6. März. Die Etagen werden nach und nach fertiggestellt und bezogen.
Der Grundstein für das Rathaus wurde am 24. April 1737 gelegt, im November desselben Jahres war der Rohbau fertig. Im Oktober 1738 konnte das Gebäude in Betrieb genommen werden. Die Fassade wurde aufgrund fehlenden Geldes allerdings erst 1779 fertig gestellt. Bei der Gestaltung orientierte sich Architekt Michel Leveilly am 1735 umgestalteten Schloss Augustusburg in Brühl.